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    Weg vom Alltag, nah am Leben

    01.09.2014

    Wanderer lieben sie als idyllische Orte, vom Alltag gestresste Frauen und Männer suchen – und finden – dort die Ruhe der Natur. Doch die Almen im Tannheimer Tal sind weit mehr als begehrte Ausflugsziele für Gäste und Einheimische. Sie stehen auch für die Almwirtschaft und ihre Senner, die seit Generationen die Kulturlandschaft erhalten und die bäuerliche Arbeit unten im Tal entlasten. Ein Besuch bei Leo Ammann auf der Gappenfeldalm zeigt: Die Kombination aus Brauchtum und Naturerlebnis fasziniert, auch wenn das Leben auf der Alm nicht immer romantisch und gemütlich ist.

    Leo Ammanns Arbeitszeiten richten sich nach der Natur und nicht nach Bürozeiten. „Der Tag beginnt bei uns hier oben, wenn es hell wird.“ Zuerst wird das Feuer im Ofen angemacht, dann werden die Kühe gemolken. „Nach dem Melken gibt’s dann das Frühstück mit Kaffee, Brot, selbstgemachter Butter und Honig“, erzählt der Senner von der Gappenfeldalm auf 1.830 Meter Höhe. Sie ist damit die höchste bewirtschaftete Alm im Tannheimer Tal. Ammann betreut auf den Wiesen zu Füßen der 2.069 Meter hohen Schochenspitze gut 180 Kälber, 45 Schafe und die beiden Milchkühe, die auf der Alm zur Selbstversorgung gehalten werden. Der Vormittag vergeht rasch, wenn der Senner kontrolliert, ob die Kälber und Schafe vollzählig und wohlauf sind. Nach dem Mittagessen um 13 Uhr wartet reichlich Arbeit in der Hütte. In der Jausenstation wollen viele Wanderer versorgt werden. „Außerdem muss die frische Milch zentrifugiert und zu Butter verarbeitet werden.“ Den 31. Sommer ist Leo Ammann auf der Alm, die nur wenige Kilometer östlich des Vilsalpsees liegt. Zuhause ist er in Grän, wo die Familie in ihrem Landhaus Zimmer an Urlaubsgäste vermietet. Ammann selbst ist auch noch staatlich geprüfter Berg- und Skiführer und kümmert sich im Winter um die Präparierung der Langlaufloipen.

    Der Sommer beginnt am 20. Juni

    Der Sommer auf der Gappenfeldalm beginnt für die Tiere am 20. Juni und endet am 20. September. Vor dem Auftrieb braucht es aber noch zehn Tage Arbeit, bis alle Vorbereitungen auf der Alm getroffen sind. Man mag sich den Sommer dort oben recht romantisch vorstellen, was auch seine Berechtigung hat. Es ist aber auch ein arbeitsreiches Leben, das vor allem von der Natur geprägt wird. „Wichtig ist hier oben, dass wir die Tiere immer gut im Auge behalten und auch früh erkennen, wenn eines krank werden sollte“, sagt Ammann. Seine Aufmerksamkeit gehört auch dem Wetter. Droht ein Gewitter, mag es schon mal stressig werden für einen Senner. „Da musst du sofort handeln und dafür sorgen, dass das Vieh zusammenbleibt und keines verloren geht.“ Der letzte Tag auf der Alm wird für Menschen und Tiere ein Festtag. Der Almabtrieb zählt im Tannheimer Tal zu den wichtigsten Bräuchen. Für die Tiere, die den Sommer über auf der Gappenfeldalm waren, endet der Almsommer am 20. September. Wenn die bunt geschmückten Tiere ins Tal heimkehren, wird groß gefeiert. Die Alpfahrten – wie die Einheimischen die Almabtriebe nennen – finden in Jungholz, Schattwald, Tannheim, Haldensee und Nesselwängle statt. Für Leo Ammann ist die Saison dann aber noch lange nicht zu Ende.

    Der Herbst ist die beste Zeit für Wanderer

    Bis weit in den Herbst hinein sind die Almen im Tannheimer Tal beliebte Ziele für Wanderer. Die Gappenfeldalm lässt sich von Tannheim aus mit der Seilbahn auf das Neunerköpfle und den Höhenweg über die Strindenscharte in zwei Stunden gut erreichen. Ebenfalls zwei Stunden dauert der Aufstieg von Tannheim über die Schottergrube. Der Weg biegt von Tannheim aus etwa einen Kilometer vor dem Vilsalpsee links ab. Als Bergführer kennt Leo Ammann natürlich die schönsten Wege rund um die Alm. Gerade im Gebiet des Neunerköpfles und nahe des Vilsalpsees gibt es ein dichtes Netz an Routen, die vor allem im Herbst reizvoll sind. Wann für Leo Ammann und seine Frau der Almsommer tatsächlich endet, hängt vor allem vom Wetter ab. „Da kann es schon im Oktober viel Schnee geben, und wir müssen uns beeilen, um alles zusammenzupacken und ins Tal zu transportieren.“

    31 Almen für Einheimische und Gäste

    Insgesamt 31 bewirtschaftete Almen und Hütten gibt es in dem 16 Kilometer langen Hochtal im Norden Tirols nahe der Grenze zum Allgäu. Immer mehr Menschen fühlen sich von der alpinen Natur angezogen und lieben die traditionelle Lebensweise am Berg. „Die Almwirtschaft hat für uns hier in mehrfacher Hinsicht einen hohen Stellenwert“, sagt Regionsobmann Markus Eberle. Er sieht die Erhaltung der Kulturlandschaft als wichtige Aufgabe, dazu die Naherholungsmöglichkeiten für die Einheimischen, die selbst gerne die Almen in ihrem Tal besuchen. „Man darf auch nicht vergessen, dass die Alm traditionell eine wichtige Funktion hatte: Wenn die Kühe den Sommer oben am Berg verbrachten, bedeutete das am Hof immer eine wichtige Arbeitsentlastung.“ Auch in Zukunft sollen und werden die Almen im Tannheimer Tal eine wichtige Rolle spielen. „In der jüngsten Vergangenheit interessieren sich immer mehr junge Menschen auch für die Arbeit auf der Alm“, freut sich Eberle. Es kann nichts Besseres geschehen, wenn sich Einheimische und Gäste gleichermaßen für die Almen und die Almwirtschaft begeistern.

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