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    Von weißem Gold und Schmugglern

    28.07.2015

    Pferde, die Salzfässer auf schwer beladenen Karren über steile Wege bergauf ziehen – bis ins 19. Jahrhundert war dieses Spektakel im Tannheimer Tal an der Tagesordnung. Die Salzhandelsroute führte von Hall in Tirol in Richtung Allgäu und an den Bodensee. Heute können Besucher des Hochtals im Norden Tirols auf den Spuren des weißen Goldes über einen eindrucksvollen Wanderweg durch die malerische Gaichtschlucht wandern. Und das ist nicht der einzige Weg mit Geschichte: Mit spannenden Erlebnissen und der Atmosphäre vergangener Tage lockt auch der Schmugglersteig.

    Seit jeher ein gefragter Rohstoff: Bereits im Mittelalter wurde Salz aus der Stadt Hall bei Innsbruck als wichtiges Konservierungsmittel und darüber hinaus als Gewürz geschätzt. Als ab dem 15. Jahrhundert der Salzhandel florierte, profitierten die Orte entlang der Handelsroute enorm – und damit auch das Tannheimer Tal. Denn das 16 Kilometer lange Tal stellte eine direkte Verbindung vom Lechtal in Richtung Allgäu dar. Anfangs war der Transport durch die Gaichtschlucht zum Gaichtpass sehr beschwerlich, da die Händler mit ihren Karren nur über einen schmalen, steilen Weg von Weißenbach hinauf ins Tannheimer Tal gelangten. Mitte des 16. Jahrhunderts sorgte Erzherzog Sigmund von Tirol mit dem Bau einer Fahrstraße über den Pass für deutliche Erleichterung und damit einhergehend für einen erneuten Aufschwung. Zahlreiche Schanklokale im Tannheimer Tal lebten von den Durchreisenden und entlang des Weges konnten die Einheimischen gute Geschäfte machen. Eine wichtige Station war Haller am Haldensee: Bis zu 80 Vorspannpferde wurden dort gehalten. Zudem waren dort zahlreiche Weidegehege zur Versorgung der Pferde angelegt. Im Dorf selbst gab es einen dreistöckigen Salzstadel und bis 1780 auch ein Zollamt, welches später nach Vilsrain bei Schattwald verlegt wurde. Fast 16.000 Fässer Salz wurden im Zeitraum von nur einem Jahr von Reutte nach Nesselwängle befördert. Etwa 300 Pferde waren täglich auf der Strecke unterwegs. Neben dem kostbaren Salz wurden auch andere Güter wie Wein durch das Tannheimer Tal transportiert. Der Handelsweg durch die Gaichtschlucht entwickelte sich so prächtig, dass es bis Mitte des 17. Jahrhunderts sogar zu Streitigkeiten mit dem Bischof von Augsburg kam, der in seinem Gebiet große Ausfälle der Mautgebühren zu beklagen hatte. Erst der Ausbau des Schienen- und Straßennetzes brachte den Salzhandel im Tannheimer Tal Mitte des 19. Jahrhunderts allmählich zum Erliegen.

    Wandern auf den Spuren der Salzhändler
    Wer einmal selbst auf den geschichtsträchtigen Pfaden der Salzhändler unterwegs sein möchte, hat im Tannheimer Tal die Möglichkeit dazu. Eine der spektakulärsten Passagen der alten Salzstraße ist heute eine eindrucksvolle Wanderroute. Start ist in Nesselwängle, das damals als Zwischenlager für das weiße Gold diente. Von dort geht es über idyllische Bergwiesen zum Gaichtpass, bevor der Weg durch die Gaichtschlucht hinunter ins Lechtal und bis nach Weißenbach führt. Wo sich früher Händler und Pferde mit ihren schwer beladenen Karren mühsam bergauf kämpften, können Urlauber heute genussvoll wandern, die malerische Aussicht auf sich wirken lassen und unterwegs Rehen oder Hirschen begegnen – langweilig wird es auf diesem abwechslungsreichen Pfad sicher nicht. Der Rückweg erfolgt über dieselbe Route. Müde Wanderer können aber auch mit dem Bus zurück bis zur Haltestelle Nesselwängle Rauth fahren. Für die einfache Strecke benötigen Ausflügler rund eineinhalb Stunden, hin und zurück beträgt die Gehzeit etwa drei bis vier Stunden.

    Hier werden Gäste zu Schmugglern und Zöllnern
    Die Vergangenheit aufleben lassen: Das können Besucher des Tiroler Hochtals auch auf dem Schmugglersteig vom Wannenjoch zum Iseler. Dort waren früher die Schwärzer, wie die Schmuggler aufgrund ihrer dunklen Tarnung genannt wurden, bei Nacht und Nebel unterwegs. Heute können Wanderer diesen Nervenkitzel nacherleben – nur ohne die Angst entdeckt zu werden. Das Abenteuer beginnt an der Talstation der Wannenjochbahn, wo die kleinen und großen Ausflügler von einem, keineswegs zwielichtigen, Schwärzer empfangen werden. Die Entscheidung, ob als Schmuggler oder Grenzwärter über den Steig zu wandeln trifft dabei jeder selbst. Egal wie, der Themenweg garantiert ein unvergessliches Erlebnis für die ganze Familie.

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    Zugehörige Bilder

    Wandern im Tannheimer Tal ©TVB Tannheimer Tal / Stefan Eisend | 01.06.2015 | JPG, 10 x 15 cm, 300 dpi | 2.0MB
    Wandern im Tannheimer Tal ©TVB Tannheimer Tal / Stefan Eisend | 01.06.2015 | JPG, 10 x 15 cm, 300 dpi | 2.0MB